Die GKS als Walheimat – das Ende einer langen Reise

Die GKS hat Familienzuwachs bekommen! Zwei Waljunge wurden geboren. Endlich! Vier Jahre hat es gedauert. Viele Lerngruppen haben mitgeholfen, das Werk zu vollbringen. Mehrere MuLiKu-Kurse, WP-Kurse, Kunst-AGs, mehrere Projektwochen-Teams, alle haben beigetragen. Und die Geburt war wahrlich nicht einfach:

Im Januar 2015 konnte es losgehen. Ursprünglicher Anlass war, dass ich von einem Projekt skulptierbare, hochdichte Styroporblöcke samt Kleber übrig hatte. Der damalige MuLiKu-Kurs fertigte kleine Walmodelle, nachdem ich die Schülerinnen überzeugen konnte, dass ein Wal in mehrfacher Hinsicht ein geeignetes „Motiv“ für eine später in Betonguss auszuführende Skulptur sei.

Speziell der Grönlandwal zeichnet sich dafür aus. Er ist der langsamste Schwimmer unter den Walen und damit auch der friedlichste. Deshalb wurde er bereits im 19. Jahrhundert nahezu ausgerottet, denn er allein konnte vom Ruderboot aus gejagt werden. 1931 wurde der Grönlandwal als erste Wildtierart überhaupt unter Schutz gestellt. Seine dicke Speckschicht (bis zu 70 cm) und die langen Barten waren wirtschaftlich sehr begehrt. (So wurde z. B. die Londoner Straßenbeleuchtung im 19. Jahrhundert mit Walöl gespeist.) Er ist ein Bartenwal und ernährt sich im Gegensatz zum Zahnwahl von Plankton und Krill, den er tonnenweise aus dem Nordmeer mit seinen bis zu 4 Meter langen Barten filtert. Diese langen Barten führen zur gebogenen, typischen Ausformung des Oberkiefers, weswegen er im englischen Bowheadwhale genannt wird. Der Bogen nimmt nahezu ein Drittel der Körperlänge ein und lässt die Kopfform unaggressiv, eher sympathisch erscheinen, im Gegensatz zum doch eher befremdlichen Maul des Pottwals.

Mit diesem ökologischen Background gingen wir ans Werk: Zunächst wurden zwei Positivmodelle in Originalgröße gesägt, verklebt, geraspelt und geschliffen. Zum Leidwesen aller Beteiligten. Styroporkügelchen und Partikel überall, wo man sie nicht haben wollte – insbesondere in den langen Haaren der Schülerinnen.

Als dies zur Erleichterung aller vollbracht war, wurden die beiden Styroporwale mit Gips beschichtet, die Plastizität verbessert und, ganz wesentlich, die spätere Oberflächenbeschaffenheit wurde durch spezielle Reibetechniken mit halbabgebundenem Gips erreicht. Die Außenhaut des Glattwales sollte den Charakter einer Elefantenhaut annehmen. Dieser Arbeitsprozess machte den Schüler*innen jedenfalls deutlich mehr Spaß.
Anschließend wurden die beiden Gusspositivformen mit Schellack „gesperrt“ und mit reichlich Vaseline einbalsamiert – eine sehr begehrte Aktion. Im Fett schmieren bis zu den Handgelenken! Für diesen Arbeitsschritt waren wir aus der Holzwerkstatt und dem Kunstsaal bereits in den Schulhof umgezogen unter das schicke weiße Partyzelt, das den Schüler*innen Schutz bot vor Sonne und Regen.

Der nächste Schritt war aufwändig: Die Wale mussten sicher auf den Rücken liegend unterbaut und mit Unmengen Gips und einem Armierungsgewebe abgeformt werden. Dabei half uns eine sehr großzügige Spende der Knauf Gips AG, die uns frei Schulhof 1.200 kg Gips schenkte. Dafür herzlichen Dank im Namen der Schule und aller Beteiligten! Dank der Baustelle am Haus waren dringend benötigte Kanthölzer und Sperrholzplatten aus den Sammelcontainern bei entsprechend wachem Blick verfügbar, desgleichen Baustahlmattenreste – Dinge die wir sonst hätten teuer kaufen müssen. Die Wale wurden ca. 12 cm dick eingegipst und auf Tragekonstruktionen abgestützt.

Im nächsten Schritt wurden die Styroporpositive herausgemeißelt, gesägt, geraspelt, mit Messern geschnitten. Unzählige gingen dabei zu Bruch – dafür aber kein Schnitt in Schüler*innenhand. Als die Hohlgussformen endlich freigelegt waren, wurden diese erneut mit Schellack von den Schüler*innen satt eingelassen – Nase weghalten war gefragt, denn der Lack basiert auf reinem Spiritus und die aufsteigenden Alkoholschwaden sind beträchtlich. Auch dieser Prozess wurde von den Schüler*innen tüchtig und tatkräftig gemeistert.
Nun mussten die Gussformen mit reichlich Vaseline gefettet werden, um den Betonguss später von der Gipsform trennen zu können. Der Baustahl wurde geschnitten, gebogen und mit Abstandhaltern versehen eingebaut. Auch diese bekamen wir vom Baustoffhandel meines Vertrauens gesponsert.

Nun stand der teuerste und riskanteste Teil der Unternehmung an: der Guss der beiden Walskulpturen in Beton. Ich bemühte mich um Unterstützung seitens der Transportbetonindustrie. Erneut war das Projekt gesegnet: Die Schwenk Beton GmbH, in persona der uns zugetane Geschäftsführer Herr Piezonka, nahm die Sache in die Hand und ließ auf höchstem Niveau eine geeignete Betonmischung zusammenstellen, testen und diese als Sponsoring an die Schule liefern.
Zwei Wochen nach dem Guss begannen der aktuelle WP-Kurs Kunst, die Walskulpturen freizulegen, die Gussformen zu zertrümmern mit allen zur „Destruktion“ zur Verfügung stehenden Werkzeugen. Das machte allen riesig Spaß, teilweise musste ich etwas bremsen, aber siehe da, die Wale sind geboren und schwimmen in unserem Schulhof.

Ich möchte mich bei allen beteiligten Schüler*innen sehr herzlich für ihr tolles und kompetentes Engagement bedanken, ihr Durchhaltevermögen auch ihr Vertrauen und ihre Begeisterung für die Sache. Ganz besonders auch bei den Firmen, die wesentlich zur Realisation des Projektes beigetragen haben und ohne diese wir das nicht hätten stemmen können. Dank ihrer Unterstützung sind die Kosten für das gesamte Projekt marginal. Und bei Herrn Kany, der mich immer wieder ermunterte, das Vorhaben weiterzuführen und nicht aufzugeben.

Text: Heinz Pfahler
Fotos: Heinz Pfahler, Lukas Wede, perezyperez